Neues aus der IGSL-Bildung

Eine nicht normale Weiterbildung.
Ein Gastbeitrag von Christian Luksch - www.geronto.at

Wir leben in seltsamen Zeiten: Zum einen steigen die psychiatrischen Erkrankungen im Alter immer mehr an und zum anderen werden die psychiatrischen Langzeitpflege-Einrichtungen immer weniger. Die Folge davon: Immer mehr Menschen mit psychiatrischen Problemen werden in Altenheimen aufgenommen – eine Herausforderung, der trotz hoher Motivation nur wenige MitarbeiterInnen gewachsen sind.
Nun fiel mit der letzten Novelle des GuKG auch die psychiatrische Grundausbildung. War es bislang schon eine Seltenheit, psychiatrische DGKP für Altenpflegeeinrichtungen zu rekrutieren, ist das jetzt nahezu unmöglich und erschwert eine Lösung der hier angeführten Probleme von Altenpflegeeinrichtungen. Dies verlangt nach neuen Strategien – auch und gerade auf der Ebene der qualitativen Personalentwicklung.
In Deutschland, das bereits vor 20 Jahren vor einem ähnlichen Problem stand, wird seit 2001 eine Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Pflegefachkraft angeboten. In Österreich bislang nicht. Im Fokus der letzten Jahre stand hierzulande die Akademisierung der Pflege. Was an Weiterbildungen nötig schien, dachte man mit einer taxonomierten Liste (siehe GuKG-WB, Anlage 1) geregelt zu haben, die von Ayurveda bis Wundmanagement alles abzudecken versprach.
Tatsächlich gibt diese verbindliche Liste nicht wirklich viel her für die hier diskutierte Problematik. Denn lediglich für PflegeassistentInnen wird eine Weiterbildung „Pflege bei psychiatrischen Erkrankungen“ angeboten. DGKP müssen sich mit „Forensik“, „Jugendpsychiatrie“ oder „Pflege bei Abhängigkeitssyndromen“ zufriedengeben. Oder sie entscheiden sich für die einjährige Sonderausbildung.
Die sowohl für DGKP als auch PflegeassistentInnen angebotene Weiterbildung „Pflege für Demenz“ dient indessen nicht selten als Lückenbüsser. Mit hohem Enttäuschungsfaktor – denn Demenz ist eben nur eine von rund  100 psychiatrischen Erkrankungen (siehe ICD) und gerade mal die Spitze des gerontopsychiatrischen Eisberges.

 

Die Weiterbildung
Das ändert sich allerdings jetzt. Gemeinsam mit Geronto.at bietet die IGSL Wien – eine der führenden Weiterbildungsgesellschaften in der Palliative Care – eine Weiterbildung nach § 64 GuKG „Gerontologische Pflege“ mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Gerontopsychiatrie an. Als erster Anbieter in Österreich überhaupt. Start ist der 29. April 2019.
Zielgruppen sind sowohl DGKP als auch PflegeassistentInnen (bei diesen gilt der § 104 GuKG), die ihre Kompetenzen um sämtliche Angelegenheiten der Alterspsychiatrie erweitern wollen und effiziente Strategien zur Pflege und Betreuung von alt gewordenen Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen (oder Menschen, die erst im Alter eine solche erwarben) kennen und anwenden lernen wollen.
160 Unterrichtseinheiten Theorie in zehn Modulen á zwei Tage sind dafür vorgesehen. Pflichtteil der Ausbildung ist auch eine schriftliche Arbeit über ein im eigenen Tätigkeitsfeld umgesetztes Lernprojekt, das gleichzeitig auch die Basis für die Abschlussprüfung (März 2020) in Form eines kollegialen Fachgespräches bildet.
Die AbsolventInnen erhalten ein anerkanntes Zertifikat, dass sie auch berechtigt in ihrer Berufsbezeichnung den Zusatz „Fachkraft für gerontologische Pflege“ zu führen. Als hochgradige SpezialistInnen haben sie die Kompetenzen, ihre Einrichtungen auch im Bereich der psychiatrischen Pflege zu explizit hoher Qualität zu verhelfen.
Die Inhalte: • Eine eingehende Einführung in Gerontologie, allgemeine Geriatrie und geriatrische Psychosomatik
• Psychopathologie und psychiatrische (Pflege-)Diagnostik – inklusive Assessmentverfahren und Biographie
• Psychiatrische Erkrankungen (von Schizophrenie, Angst-, Zwangs- und Suchterkrankungen über Depression und Suizidialität bis hin zur Demenz) sowie deren Behandlung (inkl. Psychopharmakologie)
• Kommunikation und psychiatrische Gesprächsführung (inklusive Konfliktlösungs- und Deeskalationsstrategien)
• Spezielle gerontopsychiatrische Pflege und Betreuung (Methoden, Techniken, Konzepte und Pflegeprozess) sowie Angehörigenarbeit
• Psychohygiene und Selbstfürsorge sowie interdisziplinäre Teamarbeit im organisationsinternen und -übergreifenden Bereich
• Und (als Wahlpflichtfach): Aktivierende Beschäftigung von psychisch kranken alten Menschen oder Gerontopsychiatrische Pflegeberatung

 

Die Referent*innen
• Dr. Peter Vitecek, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut, ehemaliger Oberarzt am Otto Wagner Spital Wien
• Dr. Reinhard Kalchmayr, Facharzt für Neurologie und Psychotherapeut, ehemaliger ärztlicher Leiter des KWP
• Dr. Gudrun Kalchmayr, Klinische und Gesundheitspsychologin Psychotherapeutin und Supervisorin
• Mag. Claudia Benedikt, Klinische und Gesundheitspsychologin mit Schwerpunkt Gerontopsychologie
• DGKP Christian Luksch, Trainer, Projekt- und Qualitätsmanager
• DGKP Manuela Steinmetz, zert. Erwachsenenbildnerin und Coach
• DGKP Alexandra Troch, zertifizierte Aktivierungstrainerin und Coach

Die Methodik
Aber nicht nur inhaltlich ist die Weiterbildung ein Novum hierzulande, auch der methodische Anspruch bringt Neues, Ungewohntes und Hocheffizientes. „Nur etwa die Hälfte des gesamten Unterrichts wird in bekannter Weise (Vorträge und Gruppenarbeiten) erfolgen“, verspricht Christian Luksch, der Leiter der Weiterbildung, „die andere Hälfte wird in selbstorganisierten Peergroups, aber auch mit Outdoor- und Action-Trainings, Exkursionen und in Form von e-Learing vermittelt.“
Für die aus der modernen Erwachsenenpädagogik stammenden Methoden zeichnet Manuela Steinmetz verantwortlich. Gemeinsam mit Luksch hat sie bereits in Deutschland über acht Jahre lang mehr als 100 gerontopsychiatrische Pflegekräfte ausgebildet. Steinmetz und Luksch erfüllen sich mit dieser Weiterbildung aber auch einen bereits lang gehegten Wunsch, nämlich den (längst notwendigen) Import der Geronto-psychiatrischen Pflegefachkraft aus Deutschland.
Und auch Peter Kreuter, Geschäftsführer der IGSL ist überzeugt: „Wir schliessen damit eine schmerzhafte Lücke in der österreichischen Pflegelandschaft“. Für die IGSL selbst, die bislang vor allem in der Palliative Care tonangebend war, sei dies kein Widerspruch, so Kreuter. Laute doch der Leitsatz der Gesellschaft „In Geborgenheit sein und Loslassen.“ Und wo treffe das neben der Palliativbetreuung mehr zu, als in der Betreuung von Menschen mit psychiatrischen Problemen?
Die Anmeldung Der Lehrgang für das Jahr 2019/20 beginnt bereits am 29.April 2019, eine kurzfristige Anmeldung für einen Restplatz ist noch möglich!
Ebenfalls ist eine Voranmeldung für das kommende Jahr bereits möglich!
Melden Sie sich bei uns, wir beraten Sie gerne persönlich.
Tel.: 01/9691166 E-Mail: bildung@igsl.at

Weitere Lehrveranstaltungen der IGSL - Bildung

Weitere Infos und genaue Beschreibungen finden Sie unter www.igsl.at – oder rufen Sie uns an, wir beraten Sie gerne persönlich.
Alle unsere Lehrveranstaltungen richten sich an Personen aus dem Pflegebereich, Betroffene, pflegende Angehörige, und alle Interessierten.
Dies bietet eine hervorragende Möglichkeit sich privat oder beruflich neu auszurichten!